Glaube&Gebet #08 - Nicht zu überbieten

Emmerting Pfarrverband am 17.04.2020

2020 04 17 gug 08 holzhaende Foto: Angelika Kamlage

2. Sonntag in der Osterzeit (Barmherzigkeitssonntag, Weißer Sonntag) - 19. April 2020

Die Erscheinung Jesu vor allen Jüngern am Osterabend – Der Glaube des Thomas

(19) Am Abend die­ses ers­ten Tages der Woche, als die Jün­ger aus Furcht vor den Juden bei ver­schlos­se­nen Türen bei­sam­men waren, kam Jesus, trat in ihre Mit­te und sag­te zu ihnen: Frie­de sei mit euch! (20) Nach die­sen Wor­ten zeig­te er ihnen sei­ne Hän­de und sei­ne Sei­te. Da freu­ten sich die Jün­ger, als sie den Herrn sahen. (21) Jesus sag­te noch ein­mal zu ihnen: Frie­de sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sen­de ich euch. (22) Nach­dem er das gesagt hat­te, hauch­te er sie an und sag­te zu ihnen: Emp­fangt den Hei­li­gen Geist! (23) Denen ihr die Sün­den erlasst, denen sind sie erlas­sen; denen ihr sie behal­tet, sind sie behalten.

(24) Tho­mas, der Didy­mus genannt wur­de, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. (25) Die ande­ren Jün­ger sag­ten zu ihm: Wir haben den Herrn gese­hen. Er ent­geg­ne­te ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an sei­nen Hän­den sehe und wenn ich mei­nen Fin­ger nicht in das Mal der Nägel und mei­ne Hand nicht in sei­ne Sei­te lege, glau­be ich nicht. (26) Acht Tage dar­auf waren sei­ne Jün­ger wie­der drin­nen ver­sam­melt und Tho­mas war dabei. Da kam Jesus bei ver­schlos­se­nen Türen, trat in ihre Mit­te und sag­te: Frie­de sei mit euch! (27) Dann sag­te er zu Tho­mas: Streck dei­nen Fin­ger hier­her aus und sieh mei­ne Hän­de! Streck dei­ne Hand aus und leg sie in mei­ne Sei­te und sei nicht ungläu­big, son­dern gläu­big! (28) Tho­mas ant­wor­te­te und sag­te zu ihm: Mein Herr und mein Gott! (29) Jesus sag­te zu ihm: Weil du mich gese­hen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

(30) Noch vie­le ande­re Zei­chen hat Jesus vor den Augen sei­ner Jün­ger getan, die in die­sem Buch nicht auf­ge­schrie­ben sind. (31) Die­se aber sind auf­ge­schrie­ben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Chris­tus ist, der Sohn Got­tes, und damit ihr durch den Glau­ben Leben habt in sei­nem Namen.

Johan­nes 20,1931

Meditative Gedanken

Das glaub ich nicht!“ – Wer hat nicht sel­ber schon so reagiert auf außer­ge­wöhn­li­che Nach­rich­ten. Als ob der Zwei­fel und damit der Unglau­be die natür­li­che Reak­ti­on dar­auf wäre. 

Dem Jesus­jün­ger Tho­mas wur­de der Zwei­fel qua­si zum Namens­be­stand­teil. Um ihn geht es im zwei­ten Teil der Peri­ko­pe. Zunächst geht es aber um jenes Ereig­nis, an dem der Jün­ger zweifelt:

Zu den Jün­gern, die sich aus Angst vor Ver­fol­gung ver­steckt und ver­ram­melt haben, kommt Jesus, der Tot­ge­glaub­te. Das wird als Tat­sa­che geschil­dert – ohne Anklang an mys­te­riö­se Erschei­nun­gen. Der Frie­dens­gruß ist der, bis heu­te gewöhn­li­che jüdi­sche Gruß: Shalom! Dass er dop­pelt, ja drei­fach ergeht, weist auf die Bedürf­tig­keit der angst­voll-ver­wirr­ten Jün­ger hin, aber auch dar­auf, dass Frie­den“ für die Sen­dung der Jün­ger mehr ist als ein Gruß, näm­lich ihr inne­rer Kern. Mit den Wund­ma­len weist Jesus sich aus als der Gekreu­zig­te. Es ist der­sel­be, mit dem sie vor der Pas­si­on gelebt haben: Der Gekreu­zig­te ist der Auf­er­weck­te. Mit Geist­mit­tei­lung (Leben ein­hau­chen) und Sen­dung (der Auf­trag des Vaters gilt wei­ter) wei­chen Zwei­fel und Angst. Er ist es. Er wur­de vom Vater nicht im Stich gelas­sen. Er lebt.

Tho­mas war nicht dabei; er kann nicht glau­ben, was er hört. Er will sehen und füh­len. So wird er zum Pro­to­typ aller, die für ihren Glau­ben Bele­ge wol­len, am liebs­ten Wun­der. Tat­säch­lich erfah­ren wir gar nicht, ob Tho­mas wirk­lich sei­ne Hand in Jesu Wun­de gelegt hat. Auch nicht, ob das Sehen ihn zum eben­so plötz­li­chen wie unbe­ding­ten Got­tes­be­kennt­nis gebracht hat oder – wahr­schein­li­cher – die Begeg­nung mit dem Auf­er­weck­ten sel­ber. Denn wie­der bril­liert Jesus mit Her­zens­kennt­nis, mit Tiefenblick.

Tho­mas steht allen Nach­ge­bo­re­nen nahe, die für ihren Glau­ben an den leben­di­gen Jesus Chris­tus auf den Glau­ben der Zeu­gen vom Anfang ver­wie­sen sind. Die Erfah­rung der Zeu­gen mit Jesus – vor und nach Ostern – steht am Anfang des Glau­bens aller, die Jesus nicht selbst erlebt haben.

Weil Tho­mas aber als Weg­ge­fähr­te den irdi­schen Jesus kann­te, endet die­ser Abschnitt mit einem Tadel für den Jün­ger und mit einer Selig­prei­sung für alle, die in Zukunft zum Glau­ben gelan­gen, ohne sehen zu können.

Inso­fern kann sich nach die­sem Her­ren­wort die in man­chen Krei­sen ver­brei­te­te Gier nach Wun­dern kaum auf Jesus beru­fen. Ostern ist nicht zu überbieten.

Bern­hard Riedl, theo­lo­gi­scher Refe­rent im Refe­rat Dialog und Ver­kün­di­gung im Erz­bi­schöf­li­chen Gene­ral­vi­ka­ri­at Köln

Fürbitten

Jesus Chris­tus ist durch ver­schlos­se­ne Türen hin­durch den Jün­gern erschie­nen, hat ihnen Mut gemacht und ihre Zwei­fel zer­streut. Sor­ge und Zwei­fel bestim­men auch heu­te für vie­le Men­schen das Leben. Für sie und auch für uns wol­len wir beten:

  1. Wir beten für alle Men­schen, die unter der Coro­na-Virus-Pan­de­mie lei­den und unter deren Fol­gen für Gesell­schaft und Wirt­schaft – in Deutsch­land und Euro­pa und über­all auf der Welt.
  2. Für die Ver­ant­wort­li­chen in Wis­sen­schaft und Poli­tik, die sich um einen aus­ge­wo­ge­nen und behut­sa­men Aus­stieg aus den Ein­schrän­kun­gen bemü­hen; beson­ders auch für die­je­ni­gen, deren Blick dabei auf alle Men­schen gerich­tet ist – über die eige­nen natio­na­len Inter­es­sen hinaus.
  3. Für die Men­schen, die im Gesund­heits­we­sen arbei­ten, für Pfle­ge­rin­nen und Pfle­ger in den Senio­ren-Ein­rich­tun­gen, die sich um beson­ders Schutz­be­dürf­ti­ge küm­mern; und für alle, die nach Mit­teln und Wegen for­schen, um Men­schen zu hei­len und alle nach­hal­tig zu schützen.
  4. Wir beten für die Men­schen, die seit Wochen in Flücht­lings­la­gern auf den grie­chi­schen Inseln aus­har­ren, ins­be­son­de­re für die unbe­glei­te­ten Kin­der und Jugend­li­chen, deren Auf­nah­me in Euro­pa zuge­sagt wor­den ist.
  5. Für die vie­len Men­schen, die sich jetzt wie­der in Boo­ten auf das Mit­tel­meer wagen, weil sie für sich und ihre Fami­li­en eine men­schen­wür­di­ge siche­re Zukunft in Euro­pa errei­chen wollen.
  6. Beten wir auch für alle Men­schen, die ihre Hoff­nung im Glau­ben spü­ren und ihr Ver­trau­en auf die Gemein­schaft in ihren Kir­chen set­zen; und für die vie­len, die die Bot­schaft des Evan­ge­li­ums auch unter den Bedin­gun­gen des Ver­samm­lungs­ver­bots zu den Gläu­bi­gen und in alle Welt tragen.
  7. Für die Men­schen, die sich ein Jahr nach dem ver­hee­ren­den Brand für den Wie­der­auf­bau der Kathe­dra­le Not­re Dame in Paris einsetzen.
  8. Wir beten für alle Kin­der, die sich auf ihre Erst­kom­mu­ni­on vor­be­rei­tet und gefreut haben, und für ihre Familien.
  9. Für alle, die ihre Kran­ken und sogar die ster­ben­den Ange­hö­ri­gen nicht besu­chen und beglei­ten dür­fen; für alle, die sich nach mensch­li­cher Nähe in ihrer Ein­sam­keit sehnen.

Güti­ger Gott, dein Sohn Jesus Chris­tus hat uns gezeigt, wel­che Heil­kraft vom Glau­ben und von der Lie­be aus­strah­len kann. Wir dan­ken dir für sein Leben und sei­ne Auf­er­ste­hung; er gibt uns Mut und Zuver­sicht — hier und jetzt und bis in dei­ne Ewig­keit.
Amen.

Hil­de­gard Jäger, Bochum

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