(44) Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker. (45) Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. (46) Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie.
(47) Wiederum ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das ins Meer ausgeworfen wurde und in dem sich Fische aller Art fingen. (48) Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, sammelten die guten Fische in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg. (49) So wird es auch bei dem Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern (50) und sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
(51) Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten ihm: Ja. (52) Da sagte er zu ihnen: Deswegen gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.
Matthäus 13,44−52
Meditative Gedanken
Sonntagnachmittag: Stau rund um das bekannte Möbelhaus. Auf dem Parkplatz ist Flohmarkt. Was zieht so viele Leute hierher? Sind sie auf der Suche nach dem Fund des Jahres? Nach etwas, das sie unbedingt haben wollen, weil es noch fehlt? Aber kann man so etwas gezielt suchen?
Per Zufall findet der Pächter im Acker einen Schatz. Er verkauft alles andere, nur um diesen Acker mit dem Schatz zu erwerben. Ein Perlenhändler muss sehr reich gewesen sein. Er ist immer auf der Suche nach Perlen – und findet jetzt zufällig diese eine spezielle. Auch ein Zufallsfund, für den er alles andere verkauft.
Beide finden etwas, mit dem sie überhaupt nicht gerechnet haben; und das verändert alles! Beide hätten diesen Schatz nicht gebraucht. Sie hatten ja ihr Auskommen. Bis du den Schatz gefunden hast, meinst du, es gibt ihn gar nicht. Und er fehlt dir auch nicht.
Hat Sie schon mal etwas so überrascht und getroffen? Ein besonderer Gegenstand, ein interessanter Mensch, eine geniale Idee? Ein Erinnerungsstück an einen verstorbenen Menschen, der ihnen lieb und teuer war; das Erinnerungen weckt und beinah den Verstorbenen wieder gegenwärtig macht? Ein Mensch, der sie fasziniert? Eine Künstlerin, die sie anrührt? Eine Idee, die um sich greift, die Bewegung auslöst oder auch weltweite Begeisterung?
Vermutlich gibt es etwas oder jemand, von dem Sie nichts wussten – und schon gar nicht, dass Sie das oder den brauchen. Und jetzt wollen und können Sie nicht mehr ohne sein.
Auch Gott kommt unerwartet. Er begegnet uns im Alltag. Er bringt Pläne durcheinander. Er führt ins Abenteuer. Es geht mir dann wie den beiden Männern: morgens bist du ganz normal aufgestanden und abends als neuer Mensch schlafen gegangen.
Aus der Freude über den Schatz wächst Kraft. Beide Männer handeln zielstrebig und rasch. Sie zögern keine Minute. Der Fund bietet ihnen eine lebenslange Perspektive. Was bisher wichtig war, brauchen sie nicht mehr. Solche „Fundstücke“ haben eine tiefe Wirkung, geben Kraft und haben eine große Reichweite.
Welchen „Fund“ ich nicht wieder abgeben möchte? Dass ich bei Gott ein Ansehen habe. Dass Gott mir Möglichkeiten und Gaben geschenkt hat, die ich einsetzen kann. Zur Freude der Menschen und zu meiner Freude. Dass ich mit Menschen zusammen sein kann, die mich interessieren und lebendig machen. Da erlebe ich Gottes Geist.
So etwas wäre meine Perle oder mein Schatz. Das möchte ich nicht hergeben. Das gibt´s nicht auf dem Flohmarkt – und ist auch nicht mit Geld zu bezahlen.
Was ist Ihr Schatz?
Ursel Schwanekamp, Pastoralreferentin, Pastoralberatung / Supervisorin (M.A.) im Bischöflichen Generalvikariat Münster
Fürbitten
Jesus lädt uns ein, den Schatz im Acker zu finden und alles andere aufzugeben. Vorerst hoffen wir darauf, dass Gottes Reich anbricht; so vertrauen wir uns und die Welt Gottes Weisheit an und bitten:
- Für die Menschen, die neu mit Corona infiziert sind oder krank an Covid 19; besonders für die in den armen Ländern der Erde. Und für alle, die gesundet sind und noch lange zu leiden haben.
- Wir beten für die vielen Helferinnen und Helfer, die sich für die Kranken und Infizierten einsetzen, die besonders die alten Menschen schützen und dabei bis an ihre Grenzen gehen.
- Für alle, die jetzt oder bald in Ferien fahren; für die vielen, die Urlaub zu Hause und in der Umgebung machen. Besonders für Frauen und Männer, die ohne Urlaub weitermachen müssen.
- Wir beten für die führenden Männer und Frauen in allen Religionen und für die einfachen Gläubigen; und besonders für alle, die nach Gemeinsamkeit suchen, statt religiöse Gruppen gegeneinander aufzubringen.
- Für die vielen Menschen in Asien und Afrika und im Nahen Osten, die unter Krieg und Bürgerkrieg leiden oder neue Spannungen und Konflikte befürchten. Und für alle, die ihr Heil lieber in der Flucht suchen, im eigenen Land, in der Nachbarschaft oder über das Mittelmeer.
- Wir beten für unfassbar viele Menschen, die in Deutschlands Namen gelitten haben und ermordet worden sind; für die, die auch heute noch leiden und um ihre Familien trauern.
- Für Männer und Frauen, Mädchen und Jungen, die sexualisierte Gewalt erlitten haben und auf ausgleichende Gerechtigkeit warten.
- Wir beten für die vielen Menschen, die zu wenig zu essen und zu trinken haben; besonders für die Kinder, die auch durch den Hunger nur ungesund heranwachsen. Und wir beten für alle, die im Überfluss leben und teilen wollen.
- Für alle in der Kirche, die das Evangelium leben und verkündigen – in Pfarreien und allen anderen Orten von Kirche; für die Pfarrer und die anderen Kleriker und für die vielen, die weiterhin ehrenamtlich mitarbeiten und mitentscheiden – auf alten und auch auf neuen Wegen, für die das Kirchenrecht sich erst noch entwickeln wird.
Gott des Erbarmens und der Liebe, wir dürfen hoffen, den Schatz im Acker zu finden und die Perle Himmelreich. Wir danken dir für diese Zuversicht und für deine Macht, die das Leben schenkt und es trägt. Wir loben dich im Heiligen Geist mit Jesus Christus, unserem Bruder und Herrn.
Amen.
altfried g. rempe, Trier