Evangelium
In jener Zeit (40) kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen. (41) Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein! (42) Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein. (43) Jesus schickte ihn weg, wies ihn streng an (44) und sagte zu ihm: Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat – ihnen zum Zeugnis. (45) Der Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.
Markus 1,40−45
Gedanken zum Evangelium
Gerade in der Zeit der Pandemie, können wir das, was Markus uns mit dem heutigen Evangelium sagen möchte, ganz gut verstehen …
Bei uns gilt das Gebot des „Abstandhaltens“, damit wir uns nicht gegenseitig mit SARS Cov2 anstecken. Damals war das auch nicht anders. Damit der Aussätzige niemanden ansteckte, musste er Abstand halten. Man ging sogar soweit, dass Menschen mit ansteckenden Krankheiten aus der Gesellschaft, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurden. Vor den Dorfgrenzen oder Stadtmauern mussten sie dann abgeschottet von den anderen ihr Dasein fristen, was oftmals auch den Tod zufolge hatte, da ihnen keine (medizinische) Hilfe zukam.
Hinzu kam, dass damals solche Krankheiten als Strafe Gottes für ein sündiges Leben angesehen wurden. Die jüdischen Priester entschieden darüber, ob jemand „abgesondert“ werden musste.
Auch heute müssen viele Menschen Quarantäne, damit die Infektionsketten unterbrochen werden können. Gott sei Dank genesen zwar die meisten Covid19-Erkrankten wieder und können wieder raus aus der Isolation. Allerdings gibt es auch viele Mitmenschen, die durch Corona „ausgegrenzt“ wurden und werden. Ich denke dabei an die unzähligen älteren Menschen in Seniorenheimen. Ich denke aber auch an alte oder kranke Menschen, die zuhause, oft auch in selbstgewählter Isolation leben. Ich denke dabei auch an Menschen in den Krankenhäusern, die nur wenig Besuch empfangen können. Es gab und gibt viele menschliche Tragödien in dieser Zeit der Corona-Pandemie: Menschen, die allein sterben mussten, da ihre Angehörigen nicht zu ihnen durften. Menschen, die die Einsamkeit quält, da ihre Liebsten sich nicht trauen, sie zu besuchen. Kranke, die nur wenig oder gar keinen Besuch empfangen dürfen und deren depressive Verstimmung dadurch noch verstärkt wird.
Jeder jüdische Mensch wusste: Sollte Heilung überhaupt geschehen, dann konnte nur Gott selbst am Werk sein. Vom Aussatz befreien konnte nur er. Das Vertrauen des Aussätzigen in das Wohlwollen und in die heilende Kraft Jesu musste so groß gewesen sein, dass er dafür die Gesetze gebrochen hat. Groß war auch das Vertrauen in Jesu Verbundenheit mit Gott, wenn er zu Jesus kam und sagte: „Wenn du willst, kannst du mich rein machen!“ Jesus sah den Mann und auch Jesus übertrat das Gebot, streckte seine Hand aus, berührte den Unberührbaren und sagte zu ihm: „Ich will …“
Jesus lässt sich berühren vom Leid. Er hat Mit-Leid und berührt selbst. Bei Jesus gibt es kein Kontaktverbot. Das Reich Gottes grenzt niemanden aus: Nicht nur die Braven, die Gesunden, die Reichen und die Frommen gehören dazu, sondern auch die Armen, die Leidenden, die Sünder und die Ausgestoßenen. Für ihn sind alle Menschen ansehnlich und wert, berührt zu werden. Er lässt uns dem Gott begegnen, der nichts als Leben für uns will.
Für uns heißt es nun, da körperliche Nähe und Berührungen nicht möglich sind, andere Wege der Kontaktaufnahme zu suchen und zu finden: per Telefon, per Video-Chat, per Brief, per E‑Mail, … Bei persönlichen Begegnungen können wir zumindest andere Menschen freundlich anblicken, sie mit den Augen berühren. Auf jeden Fall können wir andere Menschen spüren lassen, dass sie uns nicht egal sind. Wir können unsere Mitmenschen durch unsere Anteilnahme, durch unser Da-Sein für sie auch ein kleines Stück Himmel zeigen.
Lied
Wer mag kann sich anschließend das folgende Lied anhören.