Evangelium
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: (9) Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! (10) Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. (11) Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. (12) Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe. (13) Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. (14) Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. (15) Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. (16) Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. (17) Dies trage ich euch auf: dass ihr einander liebt.
Johannes 15,9−17
Gedanken zum Evangelium
Manchmal fragt ein Kind, wenn es einen Fehler gemacht hat und geschimpft bekommen hat, unsicher: „Mama, hast du mich noch lieb?“ Auch die Erwachsenen kennen das: Da hat es Streit gegeben zwischen den Partnern. Da ist dann die Angst, dass der oder die andere einen nicht mehr liebt.
Oftmals wird in unserer Gesellschaft Liebe oder Gernhaben an bestimmte Bedingungen geknüpft, das fängt schon bei den Kindern an:
- Da drohen Eltern dem Kind die Liebe zu entziehen, wenn es nicht brav ist.
- Da droht ein Partner mit tagelanger Missachtung und Schweigen, wenn ein Wunsch nicht erfüllt wird.
- Da möchte man sich beim Chef einschmeicheln, damit der Arbeitsplatz sicher bleibt.
- Da werden Dinge nicht angepackt, weil man sich scheut, jemanden auf die Füße zu treten.
- …
Im Evangelium dieses Sonntags sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben. … Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.“ – Da könnte man denken, dass auch Jesus seine Liebe und die Liebe Gottes an Bedingungen knüpft. Hat Gott uns nur gern, wenn wir uns an seine Gebote halten? Liebt Gott uns nicht mehr, wenn, wenn wir zornig auf ihn sind, weil wir unter einem schweren Schicksal leiden? Oder wenn wir einen schlimmen Fehler gemacht haben? Das würde doch all dem widersprechen, was Jesus über Gott erzählt hat …
Jesus sagt nicht: „Zuerst müsst ihr alle Gebote einhalten“! Er sagt: „Zuerst müsst ihr lieben! Dann fällt es euch auch leichter die Gebote einzuhalten.“ – Jesus kommt es darauf an, dass wir zuerst eine gute Beziehung zu ihm aufbauen. Wenn diese Beziehung „liebevoll“ ist, dann werden wir wie selbstverständlich unser Verhalten ändern und Gottes Gebote beachten.
Jesus weiß allerdings, wie schwer das im Alltag ist. Deshalb verspricht er uns den Beistand, den Heiligen Geist. Die Kraft dieses Geistes will uns stärken, damit es uns gelingt, seine Gebote zu beachten. Mit dieser Kraft können Menschen sogar Dinge tun (aus Liebe!), die wir nie für möglich gehalten hätten.
Ich wünsche uns, dass wir diese tiefe Liebe entdecken und mit dieser Liebe und mit Gottes Kraft über uns selbst hinauswachsen können!
Meditationstext
Liebt einander, wie ich euch geliebt habe
Klingt ganz einfach
Wie eine Gebrauchsanweisung
Wie lieben geht – weiß doch jeder
Weiß ich´s wirklich?
Gottes Liebe ist anders
Unbedingt
Uneingeschränkt
Absolut
Unverbraucht
Belebend
Ich muß sie nur annehmen
Mich verändern lassen
Zum Transportgefäß seiner Liebe werden
Kann ich das?
Was, wenn ich das nicht kann?
Gottes Liebe ist geduldig
Hält sich bereit
Wartet auf mich
Steht zur Verfügung
Gratis
Autor unbekannt